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Aus der Geschichte des Dorfes Zell

Die Anfänge – Siedlungsspuren

Der Name des Dorfes Zell tritt uns erstmals im Urkundenbuch des Klosters Lorsch im Jahre 1139 als „Cella“ entgegen. Allerdings dürfte es schon viel früher Menschen im Zeller Tal gegeben haben, ohne das konkret belegen zu können. Aufgrund von Funden aus der Jungsteinzeit weiß man, dass hier bereits in vorchristlicher Zeit Kelten gesiedelt haben und der Weiler „Cella“ vermutlich vor dem Eintrag im Lorscher Codex existiert hat. Jedenfalls gehörte Cella seitdem durch eine Schenkung Karls des Großen zum Kloster Lorsch. Nach dem „Anfall“ der Abtei Lorsch an das Kurfürstentum Mainz 1232 befand sich Zell im Besitz der Pfalzgrafen und teilte von nun an  - wie auch Gronau – die Schicksale des Gräflichen Erbachischen Amtes (Kreises) Schönberg bis zu dem Anfall an Hessen im Jahre 1806.

Ortslage

Zell liegt sozusagen zwischen Bergstraße und Odenwald auf einer Höhe von durchschnittlich 130 Metern. Mittelpunkt der Gemarkung Zell ist der Taleinschnitt des Meerbachs mit der parallel verlaufenden Dorfstraße. Die ins Tal abfallenden Südhänge sind besonders für den Weinanbau geeignet. Gegenüber dominiert der Hemsberg mit seinen 262 m, der 1902 vom Odenwaldclub auf dem Gipfel des Zeller Hausbergs errichtete Bismarckturm setzt von nochmals 22 m höherer Warte dem Ganzen die Krone auf.

Land- und Forstwirtschaft

... spielen heute eine geringere Rolle als früher. Es gibt nur noch fünf Vollerwerbsbetriebe, darunter das professionell betriebene „Gestüt Hemsberg“ mit Pferdezucht, -pension und reiterlichen Aktivitäten. 

Handwerk  und Gewerbe

Im Mittelpunkt selbstständiger Betätigung stehen Handwerk und Gewerbe. Alte Handwerksberufe wie Metzger, Müller, Korbflechter, Schmiede usw. sucht man heute vergeblich, aber z. B. Friseure, Schreiner- und Elektrobetriebe gibt es in Zell schon noch.

Von alters her hatten auch die Mühlen im Zeller Tal eine besondere Bedeutung, um lt. Erlass des Grafen zu Erbach die „Versorgung aller Dörfer“ mit Mehl sicherzustellen: in Zell nachweislich die Vetters-Mühle, die Meisters-Mühle und die Bordmühle, alle aus dem 17. Jahrhundert. Die Kundschaft kam aus dem weiteren Umkreis und die Müller hatten einen schweren Stand. Als Ende des 19. Jahrhunderts das große Mühlensterben begann, haben die damaligen Besitzer Vetter aus ihrer Getreide-Mühle 1905/07 ein Café bzw. ein Ausflugslokal mit Gartenwirtschaft namens „Vetters Mühle“gemacht. Ihr Mühlrad plätschert als einziges noch heute und erinnert an die alte Mühlentradition.

Kirchengeschichte

Interessant und außergewöhnlich war die kirchliche Zugehörigkeit Zells in den zurückliegenden Jahrhunderten. Lange gehörte es (wie auch die Nachbarorte) zur Pfarrei Bensheim, aber schon bald nach der Reformation (1556) hat der Pfalzgraf Zell dem Kirchspiel Gronau zugeteilt, obwohl es seine Toten weiterhin in Bensheim beerdigen musste. Erst 1822 auf Großherzogliche Verordnung wurde es endgültig mit allen Konsequenzen nach Gronau eingepfarrt und teilte dann deren Geschichte. In der Folge führte das häufig zu Streitigkeiten, auch wegen unterschiedlicher Handhabung bei Protestanten und Katholiken. Dem konnte u.a. schließlich 1876 mit der Errichtung eines eigenen Friedhofes in Zell abgeholfen werden, weil sich nach und nach doch die Meinung durchsetzte, dass in einem gemeinsamen Wohnort beide Konfessionen auch eine gemeinsame Ruhestätte haben sollten.

Belastend für das Zusammenwachsen war sicherlich, dass kirchliches Leben und Angebot weitgehend in Gronau existierten. Alle Gottesdienste fanden nach der Einpfarrung in der Kirche St. Anna statt, mit Ausnahme der Zeit des II. Weltkrieges, wo in der Zeller Schule auch Gottesdienst gefeiert wurde. Ansonsten erreichten die Zeller die Gronauer Kirche zu Fuß. Ab 1953 predigte der Pfarrer sowohl im neu erbauten Kindergarten Zell als auch in der Gronauer Kirche. Ab 1973 wurde sonntäglich eine sog. Kirchenbuslinie nach Gronau eingerichtet.

Seit 1985 gibt es das neue Evangelisches Gemeindezentrum „Auf der Mauer“. Es wird nicht nur zu Gottesdiensten rege genutzt, sondern dient regelmäßig auch als Treffpunkt von Konfirmanden-  oder sonstigen Gemeindegruppen (z.B. Singkreis) – nicht zu vergessen die Kindergottesdienste, was alles zu einer wesentlichen Belebung kirchlichen Zeller Lebens beiträgt. Trotz alledem: Zell ist nie ein Kirchdorf mit eigenem Pfarrer gewesen. Es hat stets zum Bensheimer oder Gronauer Kirchspiel gehört, die längste Zeit wurde es jedoch von beiden gemeinsam „betreut“.

Und doch gab es lt. Lorscher Klosterchronik bereits eine mittelalterliche Kapelle in Zell, 1148 dem Hl. Michael geweiht. Es war die Schenkung eines Edelmannes mit der Auflage, dass die Mönche wöchentlich an 3 Tagen für Gottesdienst in jener „Kirche“ zu sorgen hätten. Seit der Reformation ging sie jedoch langsam ihrem Verfall entgegen und wurde 1855 ganz abgebrochen. – Im Vorfeld ihres 875-jährigen Dorfjubiläums 2014 erinnerten sich die Zeller auch wieder ihrer ehemaligen Michaelskapelle. Seitdem steht eine Gedenktafel an ihrem alten Platz, aus heutiger Sicht genau zwischen Rathaus, Dorfgemeinschaftshaus und Ehrenmal. 

Bereits während des Ersten Weltkrieges hatte Zell in den  Jahren 1917/18 einen Kindergarten im Saal von „Vetters Mühle“, dann mit Unterbrechungen an diversen Standorten, u.a. im Schulhaus. 1953 schließlich konnte in der Dorfmitte ein eigens errichteter Kindergarten eingeweiht werden, der bis 1984 Bestand haben sollte. Sodann konnte man sich über einen von der Stadt Bensheim realisierten Kindergarten-Neubau freuen, der unter der Trägerschaft der Ev.Kirchengemeinde Zell-Gronau  in unmittelbarer Nachbarschaft des Gemeindehauses „Auf der Mauer“ seine Pforten öffnete. Dieser wurde in den Folgejahren zu einer den gewandelten pädagogischen Ansprüchen genügenden Einrichtung weiterentwickelt. Derzeit werden um die 40 Kinder zw. 2-6 Jahren an fünf Tagen wöchentlich betreut.

Weitere öffentliche Einrichtungen

Merkwürdig ist, dass das im Jahre 1613 erbaute Zeller Rathaus nie als solches genutzt wurde, indem es z. B. Bürgermeister und Verwaltung aufgenommen hätte. Stattdessen beherbergte es von Anfang an hauptsächlich die Schule, bis diese 1885 samt Lehrerwohnung in einen Neubau umziehen konnte. Danach wohnten im Rathaus zeitweise Nachtwächter, Glöckner, später auch private Mieter. Im Erdgeschoss waren u. a. Pfandlokal, Ortsgefängnis, Spritzenhaus und eine Milchküche untergebracht, nach deren Schließung 1993 ein kleines Dorfmuseum.

Wegen der beengten Verhältnisse für die Schule im Rathaus, wo zuletzt schichtweise unterrichtet werden musste, wurde der Ruf nach einem anderen Lokal immer lauter. Im Herbst 1885 erfolgte die Einweihung des neuen Schulhauses, zur damaligen Zeit ein großzügiges Gebäude unterhalb des Rathauses. Als sich in der 2. Hälfte des nächsten Jahrhunderts eine neue Schulpolitik durchsetzte, die gleiche Bildungschancen  in größeren Schulen versprach, war 1975 auch das Schicksal der Zeller Zwergschule besiegelt und damit wieder ein Stück  Dorfgeschichte Vergangenheit.

Ortsbeirat

Im Kriegsjahr 1939 verlor die bis dahin autonome Gemeinde Zell ihre Selbständigkeit und wurde Stadtteil von Bensheim. Für eine als angemessen  erscheinende Mitbestimmung diente zunächst ein sog. Bürgerausschuss. Erst 1961 übernahmen diese Rolle Ortsbeiräte. Fortan gilt dem Erhalt der dörflichen Infrastruktur das besondere Interesse.

Dorfbild

Historisch bemerkenswert für unseren Ort  sind die vielen Fachwerkhäuser und die schönen Brücken über den Meerbach, von denen früher die meisten gewölbt und mit Natursteinen gebaut waren. Das kleine Rathaus, daneben die Michaels-Kapelle (bis 1842), gegenüber die Zehntscheune sowie der 1958 durch einen Brand zerstörte malerische Kapellhof scharten sich als markante Gebäude in des Dorfes Mitte, von denen nur das Rathaus geblieben ist, aber zusammen mit dem modernen Dorfgemeinschaftshaus kontrastvoll die Mittelpunktfunktion aufrechterhält.

Charakteristisch sind auch die zahlreichen Gassen, meist Hohlwege, die vom Dorf aus in die auf der Höhe gelegene „Feldmark“ hinaufführen, z. B. Kappelgrund, Hohle Gasse oder Heinzelsgasse etc. In diese Richtung ließen sich bei stetem Bevölkerungszuwachs auch benötigte neue Baugebiete erschließen, um einheimischen oder zuzugswilligen Familien ihr Eigenheim zu ermöglichen. Das erste, größte und bekannteste war das Neubaugebiet „Auf der Mauer“, wo 1967 die ersten Häuser bezogen werden konnten. In den letzten Jahren liegt die Einwohnerzahl von Zell relativ konstant bei rund 1000.  

Quelle: Stadtteildokumentation Bensheim-Zell

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