Interessanter Bericht über Äthiopienreise
Eingestimmt wurden die Gäste aus Gronau, Zell und Bensheim zunächst durch das Verteilen von selbstgebackenem äthiopischem Brot sowie Kolo - einer Mischung aus gerösteten Getreidekörnern und Nüssen. Dies wurde von Liya Demek angeboten, einer jungen Mutter aus Äthiopien, die seit einiger Zeit mit ihrem Sohn in Gronau lebt.
Wie weit die Verbindung der Gronau-Zeller Gemeinde zu Christen aus Äthiopien schon zurückreicht, daran erinnerte Christa Voß zu Beginn ihres Vortrages in einem kleinen Rückblick: Vielen Gronauern ist die Trauung von Sefanit Tesfaye und Yaya im Jahr 1992 noch gut im Gedächtnis: Eine afrikanische Hochzeit in der Kirche St. Anna war ein besonderes Ereignis. Da Sefanit zuvor einige Zeit im Gronauer Pfarrhaus gelebt hatte, war sie vielen Einwohnern bekannt. Außerdem unterstützte die Gemeinde viele Jahre lang über die "Evangelisch-Lutherische Mission Niedersachsen" ein Hilfsprojekt im äthiopischen Aira zur Ausbildung sogenannter "Barfußdoktoren".
Ausschlaggebend für ihre jüngste Afrika-Reise war für Christa Voß dann der Kontakt zur Äthiopierin Nados, die sich ebenfalls einige Zeit in Gronau aufhielt und 2015 in der Kirche St. Anna von Prf. Voß getraut wurde. Christa Voß begab sich nun zusammen mit Nados in den Nordosten von Afrika, um deren Heimatland zu bereisen. Die ca. 100 Mio. Menschen in Äthiopien verteilen sich auf 120 ethnische Gruppen, die größte davon die Oromo, mit 80 verschiedenen Sprachen. Das geschichtsträchtige Land ist ein wichtiges Herkunftsland von Kaffee, wenn auch sehr arm. Während es auf dem Land an elementarer Infrastruktur mangelt, ist die Hauptstadt Addis Abeba mit ihren über 3 Mio. Einwohnern inzwischen eine der größten Metropolen Afrikas.
Hier begann auch die Rundreise: Dass sich Addis Abeba als moderne Großstadt präsentiert, liegt u.a. am steigenden Einfluss chinesischer Investoren. Dieses Bild ändert sich, sobald man die Hauptstadt in Richtung Hochland verlässt: Im Oromo-Land prägen nun runde Hütten aus Zweigen die Landschaft. Auf den unbefestigten Straßen sind kaum Autos, dafür umso mehr Karren und Lasttiere unterwegs. Die Reise führte die beiden Frauen durch das Hochland zunächst zum Tana-See und weiter zum Blauen Nil mit dem Nil-Fall. Am Weg: Anbauflächen für Teff (eine Getreide-Art), Landbewohner mit der typischen Bekleidung - weiße Tücher aus handgewebter Baumwolle. Auch in der Landwirtschaft macht sich der Einfluss ausländischer Investoren bemerkbar: Da Ackerland kein Privatbesitz ist, sondern von den zu einem Clan gehörenden Bauern gemeinsam bewirtschaftet wird, können die Flächen vom Staat leicht an Investoren verkauft und die Bauern damit vertrieben werden.
Weitere Stationen der Reise waren Gondar, mit dem Palast im Mittelalter Zentrum des Reiches, sowie die Felsenkirchen in Lalibela, im 13. Jahrhundert als Pilgerort erbaut. Äthiopien ist einer der ältesten christlich geprägten Staaten, wohin nach der Geschichte von Königin Saba die Bundeslade von Jerusalem gebracht worden war. So sahen sich auch die späteren Kaiser als Nachfahren des Geschlechts Davids. Im Hochland überwiegt die Äthiopisch-Orthodoxe Kirche, während in Addis u.a. auch Pfingstkirchen zu finden sind sowie die Mekane-Yesus-Kirche, die u.a. durch die Arbeit lutherischer Missionen entstanden ist. Die Gottesdienste dort ähneln denen der evangelischen Kirche. Dass Gebete und Gesänge nach ihrer Beobachtung allerdings sehr intensiv begangen werden, führt Christa Voß darauf zurück, dass die Menschen aufgrund von Armut und Auseinandersetzungen zwischen den Stämmen unter einer großen Not leiden und daher hohen Erwartungen an Gott haben.
Die Reise endete wie begonnen in Addis. Beeindruckt von den Bildern und Erzählungen gab es aus den Reihen der Besucher noch einige interessierte Nachfragen, ehe der Vortragsabend gesellig ausklang.