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Männer unter sich

Straussi-hopping am Kerbefreitag

Die Gruppe sammelte sich vor der Kirche.

Unter dem Motto Tradition und Brauchtum fand am Freitag, 17. Oktober das Treffen der „Männer unter sich“ statt. Pfarrer Oliver Mattes hatte dazu eingeladen und das Programm im Vorfeld mit Frank Dingeldey abgestimmt.

Um 17.30 Uhr trafen sich die Teilnehmer vor der Kirche St. Anna und wurden von Herrn Mattes mit dem Bibelspruch von Jacob begrüßt. Es hatten sich knapp 20 Männer aus dem Meerbachtal zu diesem schönen Ereignis eingefunden. Norbert Hebenstreit gab noch ein paar Informationen rund um das Kirchweihfest. In Gronau ist der Brauch so, dass St. Gallus, also der 16. Oktober, den Kerbetermin bestimmt. Anschließend gab Frank Dingeldey einen kurzen Überblick über das abendliche Programm.

Straußwirtschaft Schuster

Zunächst wurde die Straußwirtschaft Schuster in der Hambacher Straße aufgesucht. Siggi und Tina hatten im Hof schon einen Tisch mit Wein und Salzgebäck vorbereitet. Die Familie Schuster betreibt ihre Straussi mittlerweile schon rund 30 Jahre und öffnet ihre Türen für zwei Wochen von Mitte bis Ende März. Im romantischen Kleinbetrieb wird Gronauer Wein von der Gemarkung Steinförst ausgeschenkt. Die Gäste können unter den Weinsorten Riesling, Rivaner, Grauburgunder und Silvaner auswählen. Dazu gibt es verschiedene Käsespezialitäten und Wurstwaren von den eigenen Schweinen. Die beiden Schweine werden als Ferkel gekauft, im eigenen Stall mit überwiegend selbst angebautem Futter gemästet. Beim Schlachttag ist es so, dass die Tiere aufgeladen werden und in weniger als 2 Stunden geschlachtet sind, womit gewährleistet wird, dass die Tiere wenig Stress haben. Alle Teilnehmer waren von der Straussi Schuster sehr angetan, sicherlich werden sich im nächsten März einige Gemeindeglieder im rustikalen Schankbetreib einfinden.

Straußwirtschaften Bubi Büttner und Peter Filbert

Von dort ging es weiter ins Oberdorf, vorbei an den ehemaligen Straußwirtschaft Bubi Büttner (zuletzt 1967 geöffnet) und Straussi Peter Filbert (jetzt Scholzehof Corina Lausmann).

Straußwirtschaft Jakob Pfeiffer

Silas Jung, der Enkelsohn vom verstorbenen Jakob Pfeiffer, war auf den Besuch der Gruppe bestens vorbeireit. Großvater Jakob hatte in den achtziger Jahren bis ins Jahr 2000 meist im Mai für zwei Wochen geöffnet. In der Garage und im Hof, waren die Sitzgarnituren aufgebaut. Meist wurden zwei Schweine vom örtlichen Metzger Armin Jahreis geschlachtet. Es wurden überwiegend einfache Speisen zum Verzehr und zwei Sorten Wein angeboten. Als Spezialität wurde immer ein Spanferkel gegrillt, das am ersten Wochenende angeboten wurde. Schwiegersohn Albert Jung hatte noch das Herbstbuch gefunden, in dem die Einträge über die Erntejahrgänge 1989 bis 2000 aufgeführt waren. Außerdem wurde noch eine Speisekarte gezeigt, bei dem die Gäste noch mit der guten alten D-Mark bezahlen konnten.

Straußwirtschaft „„Hesse Mina“

Zwischenzeitlich hatte sich auch der älteste Teilnehmer der Gruppe, Helmut Schmitt aus Zell, eingefunden, der eine große Vesperplatte organisiert hatte. Die Männer verlagerten nun auf die andere Straßenseite zur Kultstraussi „Hesse Mina“. Dort begrüßte die neuen Eigentümerin Karen Hendschke, die das Anwesen mit ihrem Mann 2019 erworben hat. Sie ist der Kirchengmeinde bereits bestens bekannt, da sie als Architektin den Umbau des Pfarrhauses sehr vorbildlich begleitete. Nachdem sie von dem Straussi-hopping hörte, war sie sofort damit einverstanden und beteiligte sich gerne an dem munteren Treiben.

Auch hier wurde die Gruppe sehr festlich mit Wein und Gebäck empfangen. Einige alte Fotos, die auf dem Dachboden schlummerten, waren ausgelegt und so konnten viele alte Erinnerungen aufgefrischt werden. Bei der Hesse Mina wurde das Wohn- und Schlafzimmer ausgeräumt, diese Zimmer dienten dann als Schankstuben und boten Platz für knapp 40 Gäste. Es wurden ebenfalls einfache Speisen zum Verzehr angeboten, ausgeschenkt wurde eine Sorte Wein, die Reben standen in der Strieth. Die Mina hatte schon in den 50er Jahren ihre Straussi geöffnet, belegt durch die Aussage eines Gronauer Originals, der damals als Teenager mit anderen Buben, die Wurst aus dem Kellerfenster angelte. Der Vater von Mina, der Hesse Jacob, war damals Bürgermeister in der noch selbstständigen Gemeinde Gronau und hatte seine Amtsstube ebenfalls in dem Anwesen.

Nach einem feuchtfröhlichen Besuch in den Schankräumen kam für viele Gäste dann die große Herausforderung, nämlich die steile Außentreppe in den Hof. Dort angekommen plätscherte damals noch der Brunnen von einer Quelle im nahegelegenen Bärbelsgrund, an der sich so mancher Gast erstmal erfrischte.

Straußwirtschaft Dingeldey

Nun ging es zur letzten Station, zur Straussi Dingeldey. Frank Dingeldey informierte die Teilnehmer von den Anfängen in den 80er Jahren mit Ausschank in der Garage. Zunächst gab es auch hier nur eine Sorte Wein (en Halwe) und einfache Speisen. Nach Eheschließung mit seiner Frau Elke kam dann richtig Schwung in den Schankbetrieb. Das Verzehrangebot vergrößerte sich und durch einen Neubau wurde der Gastbetrieb modernisiert. Schließlich hat Ehefrau Elke noch eine normale Gaststättenkonzession erworben.

Nachdem sich die Gruppe der leckeren Vesperplatte angenommen hatte, zeigte Norbert Hebenstreit zwei Filme zu den Kerbeumzügen der Jahre 1989 und 1990. Damals wie heute war das halbe Dorf auf den Beinen und viele konnten sich in den Filmen bei dieser schönen Zeitreise wiedererkennen.

Heute hat die Straussi Dingeldey viermal (im April, im Mai, im Herbst zur Federweißerzeit und im November zum Gänseessen) im Kalenderjahr geöffnet. Elke kocht mit Leib und Seele und das schmecken die Gäste immer wieder, wenn die wechselnden Tagesgerichte angeboten werden. Darüber hinaus ist die Straussi auch für ihre selbst gemachten Leberknödel und für den ebenfalls selbst gemachten Kochkäse bekannt.

In der Hochphase der Gronauer Strausswirtschaften hatte die Straussi Eckard Hörr im Unterdorf in den Sommermonaten geöffnet, womit für viele Jahre gewährleistet war, dass fast immer eine Straussi besucht werden konnte. Viele kuriose Geschehnisse im Schankbetrieb der Strausswirtschaften wurden dann in der Kerberedd glossiert und sorgten im Oktober immer für lustige Momente. So bestand schon immer ein lebendiger Zusammenhang zwischen der Kerb und den kuriosen Begegnungen in den Straußwirtschaften.

Ursprünge in der „Heckewärdschaft“

Ortsvorsteher Stefan Hebenstreit erinnerte noch an die Ursprünge der Strauwirtschaften, als diese Betriebe in Gronau noch „Heckewärdschaft“ genannt wurden. Hintergrund ist aber bei beiden Schreibweisen, dass der Wirt jeweils mit einem Strauß oder einem Bündel Reisig den geöffneten Betrieb nach Außen zeigte.

Frank Dingeldey ergänzte diese Ausführungen noch, dass in der Regentschaft von Kaiser Karl, also um das Jahr 800, mit einem Edikt bestimmt wurde, dass der Ausschank von selbsterzeugtem Wein unter bestimmten Voraussetzungen erlaubt ist. Durch diese Maßnahme wollte der weise Kaiser die lahmende Wirtschaft ankurbeln, was ihm offensichtlich auch gelungen ist, zumindest wird diese schöne Tradition bis heute gelebt und erfreut sich großer Beliebtheit.

Frank Dingeldey


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